Sie fragen, ob Ihre Verse gut sind. Sie fragen mich. Sie haben vorher andere
gefragt. Sie senden sie an Zeitschriften. Sie vergleichen sie mit anderen
Gedichten, und Sie beunruhigen sich, wenn gewisse Redaktionen Ihre Versuche
ablehnen. Nun (da Sie mir gestattet haben, Ihnen zu raten) bitte ich Sie, das
alles aufzugeben. Sie sehen nach außen, und das vor allem dürften Sie jetzt
nicht tun. Niemand kann Ihnen raten und helfen, niemand. Es gibt nur ein
einziges Mittel. Gehen Sie in sich. Erforschen Sie den Grund, der Sie schreiben
heißt; prüfen Sie, ob er in der tiefsten Stelle Ihres Herzens seine Wurzeln
ausstreckt, gestehen Sie sich ein, ob Sie sterben müßten, wenn es Ihnen versagt
würde zu schreiben.
Dieses vor allem: fragen Sie sich in der stillsten Stunde Ihrer Nacht: muß ich
schreiben? Graben Sie in sich nach einer tiefen Antwort. Und wenn diese
zustimmend lauten sollte, wenn Sie mit einem starken und einfachen ich muß
dieser ernsten Frage begegnen dürfen, dann bauen Sie Ihr Leben nach dieser
Notwendigkeit; Ihr Leben bis hinein in seine gleichgültigste und geringste
Stunde muß ein Zeichen und Zeugnis werden diesem Drange. Dann nähern Sie sich
der Natur. Dann versuchen Sie, wie ein erster Mensch, zu sagen, was Sie sehen
und erleben und lieben und verlieren.