Sonntag, der 26.Oktober

Habe heimlich in Camillas Tagebuch geschaut, während sie schlief. Das hier habe ich gelesen:

Während ich in einem elenden Käfig im Hinterzimmer einer Zoohandlung vor mich hin vegetierte, erblickte ich eines Tages mein Spiegelbild in der Wasserschale und dachte: “ Camilla, warum aufgeben? Tu etwas, gestalte etwas – irgendetwas, damit diese schreckliche Einsamkeit dich nicht bei lebendigem Leibe auffrisst.“ Seitdem habe ich jeden freien Moment für meine Kompositionen genutzt.. um mich durch meine Arbeit immer wieder neu zu erfinden. Denn auch, wenn wir hinter diesen schrecklichen Stäben gefangen sind, sind unsere Gedanken und unsere Seelen so frei wie die Kunst, die grenzenlos ist.

Ist das Liebe ?

(aus: Das Tagebuch von Edward dem Hamster 1990 – 1990, Fischer Taschenbuchverlag, 2013, S.74)