„Würde sie ihr Leben aufschreiben, würde sie nur Kleinigkeiten notieren, denn am größten, findet sie, ist das Glück, wenn es winzig klein ist, wenn er sich die Schuhe bindet, wenn er schläft, wenn er ihr durchs Haar fährt. Immerzu macht er etwas mit ihren Haaren. Er hat sie schon gekämmt, er hat sie gewaschen, was ebenso schön wie seltsam war. Ihre Haare, sagt er, riechen nach Rauch und Schwefel, nach Gras, ab und zu nach Meer. Er sagt, dass er nicht fertig wird mit ihr. Wäre er eines Tages fertig, müsste er auf der Stelle tot umfallen, und so bin ich im Grunde unsterblich.“

( aus: Michael Kumpfmüller, Die Herrlichkeit des Lebens, Kiepenheuer und Witsch, 2011, S. 97. Das Buch beschreibt  die letzten Jahre von Franz Kafka mit Dora Diamant)