Lieber Freund!

Danke für alles, über die Äußerungen meiner Frau denke ich ganz wie Sie.  Die Zuschriften des Schwagers haben auch immer etwas reichlich Sonderbares!

…Ich habe noch einige Sachen da liegen, die ich den Buben schicken muß. Wegen ihrer Papiere, d.h. dem Familienbüchlein, habe ich alles irgend Mögliche getan, und hoffe, es komme zum Vorschein.

Das Leben muß doch eine köstliche Sache sein, daß es uns all diesen elenden Teufelskram mit Papieren, Polizei etc etc wert ist!

….Woltereck hoffe ich, nächstens einmal hier zu sehen. Inzwischen hören Sie vielleicht von irgend einem Juristen eine erste Meinung oder Rat wegen der Scheidung. Wenn Aussicht dazu ist, sie jetzt ebenso gut wie später zu erreichen, so bin ich natürlich bereit.

Die ganze Familiengeschichte liegt noch wie ein Meer vor mir, an dessen fernem Ufer vielleicht Freiheit ist. Es ist noch so weit hinüber!

Von Herzen grüßt Sie Ihr

H.Hesse

(aus: Herrmann Hesse, Briefwechsel mit seinem Psychoanalytiker Josef Bernhard Lang, 1916 – 1944, herausgegeben von Thomas Feitknecht, Suhrkamp Verlag, 2006, S. 135/136)